Bürgermeister Philipp Martens im Interview: „Alle sollen sich im Ort wohlfühlen“
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Philipp Martens |
Junge Impulse für Zeuthen
Stand: Mai 2024
Zeuthen blickt Erwartungsvoll auf den neuen Bürgermeister, der junge Impulse und frische Ideen in die Gemeinde einbringen möchte.
Philipp Martens steht mit seinen gerade mal 38 Jahren für einen politischen Wandel. Wo seine Schwerpunkte sind und was ihm besonders am Herzen liegt, verrät er in einem Interview.
Zeuthen ist ein Ort zum Wohlfühlen. Jeder neue Bürgermeister möchte natürlich eigene Akzente und neue Impulse einbringen. Wo wollen Sie da ansetzen? Was möchten Sie anders machen als Ihr Vorgänger? Was ist Ihnen ein besonderes Anliegen?
Philipp Martens: „Zeuthen ist ein Ort, in dem die Bürger gerne leben. Das soll so bleiben und dafür bedarf es einer Entwicklung unserer Angebote. Unsere Zentren in Miersdorf und in Zeuthen sind mir besonders wichtig. Wir erleben seit Jahren eine Rückentwicklung der Miersdorfer Chaussee und der Goethestraße. Hier möchte ich gemeinsam mit den Gewerbetreibenden, Vereinen, Eigentümern und anderen Akteuren darüber ins Gespräch kommen, wie wir die Ortsmitte aufwerten können. Daneben müssen wir stets an der Weiterentwicklung unserer kommunalen und sozialen Infrastruktur arbeiten.“
Ein Thema im Wahlkampf war die geplante Bahnunterführung. Hier gehen die Meinungen im Ort auseinander. Ebenso stellt sich die Frage nach einem Eröffnungstermin. Welche konkreten Aktivitäten sind dazu in absehbarer Zeit von Ihnen zu erwarten?
Philipp Martens: „Zur Personenunterführung gab es im März einen gemeinsamen Termin mit der Deutschen Bahn. Dabei haben wir natürlich
darauf gedrungen, dass der Zeitplan für die Eröffnung des Tunnels im November 2024 eingehalten wird. Ferner haben wir erneut einen provisorischen Aufgang vom Fußgängertunnel auf das Bahngleis noch in diesem Jahr gefordert. Nach diesem Treffen haben wir noch mehrmals schriftlich zu den Entwicklungen nachgehakt und stehen im Austausch mit der Deutschen Bahn. Zusätzlich sind wir in der Abstimmung einer Besprechung mit
Alexander Kaczmarek, dem Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn für Brandenburg. Es bestehen daneben Möglichkeiten, Verantwortliche auf bundespolitischer Ebene in die Problemlösung zu involvieren. Kurzum: Das Rathaus hakt hier regelmäßig und beständig nach.“
Ein großes Thema ist die Seestraße. Hier geht es einmal um die Nicht-Versickerung des Regenwassers, die vielen Bäume und natürlich die maroden Gehwege. Seit Jahren wird die Sanierung in der Gemeindevertretung diskutiert. Gibt es hier schon ein Licht am Ende des Tunnels?
Philipp Martens: „Die Zuständigkeit für diese Maßnahme liegt beim ‚Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg‘. Wir haben hier bereits den Kontakt aufgenommen, um eine verlässliche Aussage zum Stand des Planfeststellungsverfahrens zu erhalten und, um die mögliche Erhaltung von Bäumen zu diskutieren.“
Im Ort leben alle Generationen gerne. Fangen wir mit den Kleinsten an. Ein neuer Ergänzungsbau der „Grundschule Am Wald“ feierte sein Richtfest. In dem modernen Multifunktionsgebäude werden sich alle wohlfühlen. Ist in Ihren Augen dann die Kapazität ausreichend? Wenn nein, was ist weiterhin vorgesehen?
Philipp Martens: „Das Multifunktionsgebäude wird für den Hortbetrieb eine Entlastung bringen. Unsere ‚Grundschule am Wald‘ ist aber seit Jahren überlastet. Es freut mich außerordentlich, dass wir am 30. April 2024 mit der ‚Evangelischen Schulstiftung‘ eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnen konnten. In Zeuthen wird demnach eine zweizügige Grundschule entstehen, die zum Schuljahr 2026/27 den Betrieb aufnehmen soll. Dieser Schulneubau wird unsere ‚Grundschule am Wald‘ langfristig entlasten.“
In Zeuthen leben etwa 3 000 Senioren. Diese beklagen die ungenügenden Einkaufsmöglichkeiten, besonders in Miersdorf. Leider hat es mit dem Supermarkt noch nicht geklappt. Gibt es da bald eine Lösung?
Philipp Martens: „Für einen neuen EDEKA-Markt in Miersdorf wurde der Entwurf eines Bebauungsplans beschlossen. Dazu fand die Behörden- und Öffentlichkeitsbeteiligung statt. Wir stehen in Kontakt mit dem Vorhabenträger und möchten verwaltungsseitig das Vorhaben entsprechend den Beschlüssen der Gemeindevertretung vorantreiben. Die Nahversorgung durch eine ausreichende Einkaufsmöglichkeit muss in Miersdorf langfristig sichergestellt werden. Das ist das Ziel der Verwaltung.“
Eine Ihrer Aussagen ist, ein besonders attraktives Umfeld für alle Gewerbetreibende zu schaffen. Was genau stellen Sie sich vor? Gibt es bereits konkrete Ideen?
Philipp Martens: „Die Gewerbetreibenden bei uns in Zeuthen sind nicht nur Steuerzahler. Sie sind wichtige und gute Arbeitgeber für unsere Bürger und zudem zentrale Akteure für die Wiederbelebung unseres Ortszentrums. Ich bin für jeden Gewerbetreibenden stets ansprechbar und werde diese unterstützen wo ich kann.
Wir werden zeitnah Ideen zur Erhöhung der Attraktivität unseres Zentrums präsentieren und gemeinsam mit den Gewerbetreibenden diskutieren. Wir werden keine großflächige Entwicklung von Gewerbeflächen, wie in Schönefeld, Mittenwalde oder Königs Wusterhausen, in Zeuthen sehen. Wir müssen schauen, wo unseren Gewerbetreibenden vor Ort sprichwörtlich ‚der Schuh drückt‘ und dies in einem offenen Diskurs mit den Gemeindevertretern und den Bürgern besprechen, um möglichst Abhilfe zu schaffen.“
Als Fachanwalt für Verwaltungsrecht haben Sie sicherlich ein gutes Gespür für eine effektive Verwaltung. Zeuthen sagt man nach, dass diese
im „Schneckentempo“ arbeitet. Vorhaben und Beschlüsse ziehen sich oft ziemlich
in die Länge. Sehen Sie eine Möglichkeit, dies zu beschleunigen?
Philipp Martens: „Es gibt Beschlüsse, die schnell umgesetzt werden und Beschlüsse, die für die Umsetzung mehr Zeit beanspruchen. Das hat unterschiedliche Ursachen. Personelle Ausfälle aufgrund von Krankheit sind sicherlich ein Grund.
Fakt ist, dass die Beschlüsse der Gemeindevertretung zeitnah und konsequent ausgeführt werden müssen. Sonst bräuchten die Bürger keine Gemeindevertretung wählen. Hier müssen wir besser werden. Es braucht breitere Kompromisse in wichtigen Entscheidungen für den Ort und auch ein neues Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Verwaltung.
Ich werde mit den Amtsbereichen und den nachgeordneten Einrichtungen besser kommunizieren und ein klareres Verständnis davon vermitteln, wie die Verwaltung effektiver als Team zusammenarbeitet und offen sowie hilfsbereit dem Bürger gegenübertritt.“
Wenn Sie nicht gerade
„regieren“, wo liegen dann Ihre Interessen? Was macht für Sie den Reiz von Zeuthen aus?
Philipp Martens: „Ich widme mich in der Freizeit natürlich viel meiner Familie, also meiner Frau und meinen beiden kleinen Töchtern, sowie unserem Garten. Gartenarbeit macht mir echt große Freude, weil man unmittelbare Erfolge sieht. Daneben spiele ich sehr gerne Gitarre, musiziere und lese. Ich muss jedoch
zugeben, dass meine Freizeit momentan sehr begrenzt ist und ich diese dann immer mit der Familie verbringe.
Zeuthen ist aus vielen Gründen lebens- und liebenswert: Die besondere Lage am Wasser, die großen Waldflächen, die interessante Historie, die vielen engagierten Bürger in Vereinen und Initiativen, die sehr guten Bildungseinrichtungen von Kitas bis Schulen, ein Wissenschaftsstandort, die innovativen Unternehmen, ich könnte die Aufzählung noch ewig weiterführen.
Zeuthen ist ein ganz besonderer Ort. Damit das so bleibt, müssen wir uns weiterentwickeln.“