Jungstars auf der „Schulbank“: Wiege für Bühnenstars und Überraschendes aus dem Garten
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Professor Gerhard Ebert | |
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Feuer für die Diva
Stand: April 2023
Feuer für die Diva, vor dieser Herausforderung stand ein Zeuthener gleich mehrmals!
„Ich war zum Interview bei
Helene Weigel. Sie spielte
dabei mit einer Zigarette. Es war offenkundig, dass sie
erwartete, dass ich ihr Feuer gebe. Doch als Nichtraucher hatte ich keine Streichhölzer mit“, schmunzelt Professor Gerhard Ebert. Er war damals frischgebackener Theaterredakteur bei der Ostberliner Wochenzeitung „Sonntag“. Diese wurde vom Kulturbund der DDR herausgegeben und erschien im „Aufbau Verlag“.
Zündende Idee
„Weigel verwies schließlich auf eine Packung Zündhölzer, die auf dem Tisch lag“, erzählt Ebert weiter. „Peinlicherweise hatte ich bei einem weiteren Termin das gleiche Problem.“ Dabei hat er die als überaus selbstbewusst geltende Ehefrau von Bertolt Brecht, die
viele als „arrogant“ erlebten, als „nett und zugänglich“ in
Erinnerung.
Kritischer Blick
Damals war Gerhard Ebert
gerade mal 25 Jahre jung. Er hatte soeben den Sprung aus der westsächsischen Textilmetropole Glauchau bei Zwickau ins „brodelnde“ Berlin geschafft. Schon als Jugendlicher wusste er, dass sein
Leben dem „Glamour“ gehört: „Ich durfte Kino- und Theaterkritiken für die örtliche Zeitung schreiben. Im Zuge meines Studiums der Theaterwissenschaften konnte ich ein Praktikum beim ,Sonntag‘ absolvieren und eine Redakteursstelle ergattern.“
Erfolgreiche Improvisation
War er beim Interview mit der Diva vom „Berliner Ensemble“ noch sehr aufgeregt, sollten dies bald die späteren Stars der Theater- und Filmszene unter seiner „Obhut“ werden. So wirkte er von 1963 bis 1981 an der „Hochschule für Musik Hanns Eisler“ als „Oberassistent“. Anschließend wurde er stellvertretender Direktor der „Staatlichen Schauspielschule Berlin“. Mit deren Umwandlung in die „Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch“ 1981 wurde Dr. Gerhard Ebert deren 1. Prorektor. Er hatte 1977 an der Humboldt-Universität mit dem Thema „Die
Improvisation als Element
der schauspielmethodischen Grundausbildung von Schauspielern“ promoviert.
„Ein guter Schauspieler überzeugt den Regisseur beim Vorsprechen durch Improvisation. Dann kann es zu einem fruchtbaren Zusammenwirken kommen. Das finde ich besser, als wenn er wie eine Marionette die Anweisungen der Regie ausführt“, zeigte Ebert seinen besonderen
Ansatz. Dies fand in der ansonsten obrigkeitstreuen DDR so guten Anklang, dass der Theaterwissenschaftler 1981 zum „außerordentlichen Professor“ befördert wurde.
Aufmüpfig zur Star-Karriere
Aufgrund der leitenden Tätigkeiten in der Schauspiel-Ausbildung gab sich bei Professor Gerhard Ebert die Crème de la Crème der späteren Bühnen- und Kinostars die Klinke in die Hand. „Wir nahmen pro Jahr etwa 30 Studenten auf. Sie wurden nach den bekanntermaßen sehr strengen Maßstäben ausgewählt. Die Mädchen
waren in der Regel alle sehr ‚brav‘ und willig. Unter den Jungs gab es immer wieder
renitente Köpfe, die ganz schön giftig sein konnten. Am meisten sind mir hier Leander Haußmann und Jan Josef
Liefers in Erinnerung“, blickt Professor Gerhard Ebert zurück.
Haußmann ist vielen als Regisseur von Spielfilmen wie
„Sonnenallee“, „Herr Lehmann“, „Hotel Lux“, „Das
Pubertier“ und zuletzt „Stasikomödie“ bekannt. Liefers ist oft im Theater und im „Tatort“ zu sehen.
Bibel für Bühnenkarriere
Neben seiner praktischen
Tätigkeit an der Quelle der Schauspielerausbildung verfasste Professor Gerhard Ebert wichtige wissenschaftliche Werke zu diesem Thema.
So war sein „Handbuch der Schauspiel-Ausbildung“, das erstmals 1981 erschien, für
viele die „Bibel“ auf diesem Gebiet. Ähnliche Funktion
bekam „Improvisation und Schauspielkunst – Über die Kreativität des Schauspielers“. Noch 2004, zwölf Jahre nach dem Ausscheiden aus dem
Beruf, erschien „ABC des Schauspielens – Talent erkennen und entwickeln“. Zudem setzte er mit den geschichtlichen Betrachtungen „Schauspieler werden in Berlin – Von Max Reinhardts Schauspielschule zur Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch“ sowie mit „Der Schauspieler – Geschichte eines Berufes“ Meilensteine.
Freizeit in Zeuthen
Während seiner Tätigkeiten an der Spitze der Hochschule wohnte der „Star-Macher“ zusammen mit Ehefrau Traudl Ebert, die er als Kollegin an der „Hanns Eisler“ kennen- und lieben gelernt hatte, in Berlin. Dennoch waren sie sehr oft in Zeuthen zu erleben. Dort hatte die Familie an der Amselstraße eine „Datsche“ als Erholungsgrundstück. Die Affinität zur Gemeinde ist nachvollziehbar. Schließlich hatte der Ort am idyllischen See schon damals eine elitäre Prägung.
Hochrangige Staatsgäste
Kulturschaffende und teilweise hochrangige Wissenschaftler waren dort zuhause. Die DDR-Akademie der Wissenschaften unterhielt hier das „Institut für Hochenergiephysik“ als Nachfolger vom „Kernphysikalischen Institut“. Zudem brachte die DDR prominente Staatsgäste im Ort
unter. Dafür unterhielt das
Innenministerium der DDR ab 1969 ein Gästehaus in der Seestraße 85. Es ist heute im Besitz vom Bundesverwaltungsamt. Nicht weit davon entfernt nutzte Erich Mielke mit seiner Stasi die mondäne Hertzog-Villa in der Havellandstraße 17 ebenfalls als Gästehaus.
Neues Leben
Damit war das Ehepaar Ebert in gehobener Gesellschaft. 1992 entschieden sie sich, ganz nach Zeuthen zu ziehen. Aus der Datsche wurde ein Eigenheim. Hier erfand der Schauspiel-Professor sein
Leben nochmals neu. Jetzt hatte er Zeit für die Natur um ihn herum. Er entwickelte sich zum herausragenden
fotografischen Beobachter der Tier- und Pflanzenwelt auf seinem 1 000-Quadratmeter-Grundstück.
Eichhörnchen im Starenkobel
Neben Amseln, die er sogar im Straßennamen führt, entdeckte er unzählige Lebewesen. Sie sind auf seiner Seite „www.tiere-im-garten.de“ zu bewundern, inklusive Erfahrungsberichten in Form von Gartentagebüchern oder Anleitungen für den Teichbau. Absolut ungewöhnlich sind die fotografischen Schnappschüsse. Da hat gerade ein Eichhörnchen den Starenkobel geentert, Waschbären treiben ihr Unwesen und die Ringelnatter hat sich einen Fisch aus dem Gartenteich geangelt.
Theater zum Ergötzen
Da ist also viel Unterhaltung angesagt, ganz so, wie es Schauspiel-Professor Gerhard Ebert von der Bühne erwartet. Er schließt sich dabei voll den Worten von Bertolt Brecht an, der sagte: „Das Theater soll ergötzen.“
Dies hat sich übrigens auf seine beiden Kinder übertragen: Sohn Michael Max Ebert ist gelernter Puppenspieler.
Tochter Mira Dorothea Ebert wirkt als Opernregisseurin. Sie ist in Stuttgart, San Francisco, Hamburg und bei den Salzburger Festspielen gefragt.
Dorf macht Oper
Viele kennen sie aus dem Projekt „Dorf macht Oper“. Hierbei wird jedes Jahr ein
früherer Schweinestall im
40-Personen-Ort Klein Leppin zur Bühne. Der Weiler ist ein Ortsteil der Prignitz-Gemeinde Plattenburg, die zwischen Kyritz „an der Knatter“ und Perleberg zu finden ist.
Momentan ist Mira Ebert aber vielfach in der Amselstraße in Zeuthen anzutreffen, um ihrem mittlerweile 92-jährigen Vater zur Seite zu stehen. Damit erhält der vom Komponisten Paul Dessau begründete Ruf als Künstlergemeinde eine weitere Fortsetzung!